Entdinglichung

… alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist … (Marx)

Archive for the ‘Dada’ Category

Heute vor 85 Jahren starb Hugo Ball

Posted by entdinglichung - 14. September 2012

Hugo Ball

Eroeffnungs-Manifest, 1. Dada-Abend

Zuerich, 14. Juli 1916

Dada ist eine neue Kunstrichtung. Das kann man daran erkennen, dass bisher niemand etwas davon wusste und morgen ganz Zuerich davon reden wird. Dada stammt aus dem Lexikon. Es ist furchtbar einfach. Im Franzoesischen bedeutets Steckenpferd. Im Deutschen: Addio, steigt mir bitte den Ruecken runter, auf Wiedersehen ein ander Mal! Im Rumaenischen: ‚Ja wahrhaftig, Sie haben Recht, so ist es. Jawohl, wirklich. Machen wir‘. Und so weiter.

Ein internationales Wort. Nur ein Wort und das Wort als Bewegung. Es ist einfach furchtbar. Wenn man eine Kunstrichtung daraus macht, muss das bedeuten, man will Komplikationen wegnehmen. Dada Psychologie, Dada Literatur, Dada Bourgeoisie und ihr, verehrteste Dichter, die ihr immer mit Worten, nie aber das Wort selber gedichtet habt. Dada Weltkrieg und kein Ende, Dada Revolution und kein Anfang. Dada ihr Freunde und Auchdichter, allerwerteste Evangelisten. Dada Tzara, Dada Huelsenbeck, Dada m’dada, Dada mhm‘ dada, Dada Hue, Dada Tza.

Wie erlangt man die ewige Seligkeit? Indem man Dada sagt. Wie wird man beruehmt? Indem man Dada sagt. Mit edlem Gestus und mit feinem Anstand. Bis zum Irrsinn, bis zur Bewusstlosigkeit. Wie kann man alles Aalige und Journalige, alles Nette und Adrette, alles Vermoralisierte, Vertierte, Gezierte abtun? Indem man Dada sagt. Dada ist die Weltseele, Dada ist der Clou, Dada ist die beste Lilienmilchseife der Welt. Dada Herr Rubiner, Dada Herr Korrodi, Dada Herr Anastasius Lilienstein.

Das heisst auf Deutsch: die Gastfreundschaft der Schweiz ist ueber alles zu schaetzen, und im Aesthetischen kommt’s auf die Norm an.

Ich lese Verse, die nichts weniger vorhaben als: auf die Sprache zu verzichten. Dada Johann Fuchsgang Goethe. Dada Stendhal. Dada Buddha, Dalai Lama, Dada m’dada, Dada m’dada, Dada mhm‘ dada. Auf die Verbindung kommt es an, und dass sie vorher ein bisschen unterbrochen wird. Ich will keine Worte, die andere erfunden haben. Alle Worte haben andere erfunden. Ich will meinen eigenen Unfug, und Vokale und Konsonanten dazu, die ihm entsprechen. Wenn eine Schwingung sieben Ellen lang ist, will ich fueglich Worte dazu, die sieben Ellen lang sind. Die Worte des Herrn Schulze haben nur zwei ein halb Zentimeter.

Da kann man nun so recht sehen, wie die artikulierte Sprache entsteht. Ich lasse die Laute ganz einfach fallen. Worte tauchen auf, Schultern von Worten; Beine, Arme, Haende von Worten. Ay, oi, u. Man soll nicht zuviel Worte aufkommen lasen. Ein Vers ist die Gelegenheit, moeglichst ohne Worte und ohne die Sprache auszukommen. Diese vermaledeite Sprache, an der Schmutz klebt wie von Maklerhaenden, die die Muenzen abgegriffen haben. Das Wort will ich haben, wo es aufhoert und wo es anfaengt.

Jede Sache hat ihr Wort; da ist das Wort selber zur Sache geworden. Warum kann der Baum nicht Pluplusch heissen, und Pluplubasch, wenn es geregnet hat? Und warum muss er ueberhaupt etwas heissen? Muessen wir denn ueberall unseren Mund dran haengen? Das Wort, das Wort, das Weh gerade an diesem Ort, das Wort, meine Herren, ist eine oeffentliche Angelegenheit ersten Ranges.

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Zum 125. Geburtstag von Kurt Schwitters

Posted by entdinglichung - 21. Juni 2012

Gestern vor 125 Jahren wurde Kurt Schwitters, Merz-Künstler und somit Dadaist wie Antidadaist, in Hannover (Hundekrankheiten bekommt der Hannoveraner nie) geboren … nachfolgend ein Auszug aus dem Manifest Proletkunst, welches Schwitters gemeinsam mit Theo van Doesburg, Hans Arp (pra), Tristan Tzara und Christof Spengemann 1923 verfasste:

„Durch ihre konservative Liebe für die alten, überlebten Ausdrucksformen und ihre ganz unverständliche Abneigung für die neue Kunst halten sie das am Leben, was sie nach ihrem Programm bekämpfen wollen: die bürgerliche Kultur. So kommt es, daß bürgerlicher Sentimentalismus und bürgerliche Romantik trotz aller intensiven Bemühungen der radikalen Künstler, diese zu vernichten, immer noch bestehen bleiben und sogar neu gepflegt werden. Der Kommunismus ist schon eine ebenso bürgerliche Angelegenheit wie der Mehrheits-sozialismus, nämlich Kapitalismus in neuer Form. Die Bourgeoisie verwendet den Apparat des Kommunismus, der nicht vom Proletariat, sondern von Bürgern erfunden ist, nur als Erneuerungsmittel für ihre eigene verfaulte Kultur (Rußland). Infolgedessen kämpft der proletarische Künstler weder für die Kunst noch für das künftige neue Leben, sondern für die Bourgeosie. Jedes proletarische Kunstwerk ist weiter nichts als ein Plakat für das Bürgertum.“

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Neue linke alte Archivalien

Posted by entdinglichung - 30. März 2012

wieder einmal einige Fundstücke:

aus Flensburg auf Materialien zur Analyse von Opposition: Der Metallarbeiter des KB:

auf archive.org:

– Esther Corey: Lewis Corey (Louis C. Fraina), 1892-1953: A Bibliography with Autobiographical Notes (1963)
– Louis Fraina: Syndicalism and Industrial Unionism (1913)
What is Anarchism? (~ 2000)

auf La Bataille Socialiste:

– Fernand Loriot/Pierre Monatte/Boris Souvarine: Pour la solidarité prolétarienne (1920)

buntes Allerlei auf LibCom:

Black Mask & Up Against the Wall Motherfucker: The incomplete works of Ron Hahne, Ben Morea, and the Black Mask group (1990)
– Peter Zarrow: He Zhen and anarcha-feminism in China (1988)
– A. Sivanandan: The Grunwick Strike (1982)
– Loren Goldner: Worker Insurgency and Statist Containment in Portugal and Spain, 1974-1977
– Edouard Berth: Anarchism and syndicalism (1908)
– Ted Perlmutter: Comparing Fordist cities: urban crisis and union response in Detroit 1915-45 and Turin 1950-75 (1898)
– Studs Terkel: Working: people talk about what they do all day and how they feel about what they do (1972)
– Sam Dolgoff: The anarchist collectives: workers‘ self-management in the Spanish Revolution 1936-1939 (1974. Einleitung von Murray Bookchin)

auf CEDEMA:

– Grupo Obrero Revolucionario (GOR): 24 de marzo, día de resistencia contra la Dictadura (1977)
– Andrea Martínez: Guerrilla y movimiento popular en Guatemala: veinte años de lucha (1983)
– Partido Revolucionario de los Trabajadores – Ejército Revolucionario del Pueblo (PRT-EPR): Rodolfo Ortiz: héroe de la juventud argentina (1976)
– Movimiento Revolucionario Tupac Amaru (MRTA): ¡Por la liberación de la patria y el socialismo! (1989)

im Marxists Internet Archive:

– Yamakawa Hitoshi: A change of course for the proletarian movement (1922)
– Amadeo Bordiga: Le marxisme face à l’Église et à l’État (1949)
– Eugene Debs: A Letter from Debs on Immigration (1910), The McNamara Case and the Labor Movement (1912), The IWW Bogey (1918), Sacco-Vanzetti:Socialist Leader Makes Stirring Plea for Two Italian Labor Men  (1922), The New Age Anniversary: The Socialist Leader Says Support Labor Press that Opposed the War (1922), God’s Masterpiece: Woman  (1922), From Atlanta Prison:A Letter from a Prisoner with a Warning  (1922), Railroad Unions General Strike:Debs Says Concerted Action of Rail Unions Can Bring Victory to All Strikers (1922)

auf R.a.D.A.R.:

Les Cahiers Rouges, 13. Mai 1938
– Leo Trotzki: Qu’est-ce que le National-socialisme ? (1933/1946)
– Leo Trotzki: Le programme de transition (Extraits) (1938/1949)
IVe Internationale, November 1961

auf Cedar Lounge Revolution:

– Socialist Labour League (SLL): Torture Casebook – The Ulster Dossier (1971)

auf Collectif Smolny:

– BILAN: Pour le Bureau International des fractions communistes de gauche (1937)

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Zum 40. Todestag von Marcel Duchamp

Posted by entdinglichung - 2. Oktober 2008

Marcel Duchamp (1887-1968): „Je feindseliger die Kritik, desto mehr sollte der Künstler ermutigt sein.

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Zum 125. Geburtstag von Theo van Doesburg

Posted by entdinglichung - 30. August 2008

Theo van Doesburg (Christian Emil Marie Küpper, 30. August 1883 – 1930)

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