Mehr zu Haiders Abgang von der RSO:
„In den Tagen nach Jörg Haiders Bruchlandung wurde Österreich von einer unglaublichen Welle an Kriechertum und Heuchelei heimgesucht, wie sie so typisch für die Medien dieses Landes ist. Selbst liberale JournalistInnen legten sich persönlich den Maulkorb an und hüteten sich davor, auch nur ein einziges böses Wort über den abgehalfterten Rechtsextremisten zu verlieren.
Plötzlich war Haider ein großer Politiker der in den 90er Jahren den verkrusteten Proporz im österreichischen Staate aufgebrochen hätte, wenn auch mit vielleicht etwas übertriebenen Mitteln.
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so gibt es zumindestens in der einfachen Bevölkerung zahlreiche Menschen, die sich über Haiders Ableben freuen. Das zeigt sich schon allein an der Tatsache, dass sich österreichische Online-Medien gezwungen sahen, ihre Foren zu Haider-Artikeln zu schließen. „Aufgrund vieler pietätloser Postings ist die Kommentierfunktion für Beiträge zum Tod Haiders bis auf weiteres deaktiviert.“ Heißt es in der Internet-Ausgabe der konservativen Presse. Im liberalen Standard wird ähnlich erklärt: „Aufgrund der großen Anzahl an pietätlosen Postings sieht sich derStandard.at gezwungen, zu diesem Thema ausnahmsweise nur ein beschränktes Forum einzurichten.“ Tja, die Meinungsfreiheit in der bürgerlichen Demokratie…
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Weniger lustig sind hingegen folgende Fakten: Im Jahr 2007 starben 686 Menschen auf Österreichs Straßen. Hauptunfallursache war überhöhte Geschwindigkeit. Bei jedem vierten tödlichen Crash ist Alkohol mit im Spiel. Viele der in solchen Verkehrsunfällen Getöteten sind unschuldig, sie fahren bedacht und mit Rücksicht – oder sind überhaupt nur zu Fuß unterwegs. Bis ihnen von Wahnsinnigen á la Haider das Leben genommen wird. Wenn sich also der österreichische Linksliberalismus nicht über den Tod von Jörg „ordentliche Beschäftigungspolitik im Dritten Reich“ Haider freuen will, so soll er zumindestens froh darüber sein, dass dieser Haider niemand anderen mit in den Tod genommen hat.“
Die SOAL zur Wahlkandidatur der Linken:
“ … Von mehreren AktivistInnen des Wahlbündnisses LINKE konnte man nun hören, dass ihr Wahlantritt sehr wohl in der Lage sein könnte, enttäuschte Menschen aus SPÖ oder FSG und Grünen anzusprechen und die ersehnte Bewegung zu schaffen oder zumindest anzustoßen. Doch genau das war ganz offensichtlich nicht der Fall und wirkt wie eine voluntaristische „Guerilla-Taktik des Wahlantritts“: wenn die Bewegung nicht da ist, dann kann sie eine kleiner (Wahl-)Fokus schaffen… Gerade das Gegenteil ist wahr: der Wahlantritt selbst, vor allem aber das ernüchternde Wahlergebnis, stößt „potentiell“ interessierte Menschen ab und zieht sie nicht an – heute weniger denn je. Nicht selten liest man von AktivistInnem des Bündnisses (sinngemäß zitiert), dass „das Wahlergebnis selbst völlig belanglos sei, weil schon der Antritt in 5 Bundesländern ein Erfolg ist“. Doch man kann hier nicht so tun, als spielte man das Spiel des Parlamentarismus nur bis zur Wahl – und dann nicht mehr. Wer bei Wahlen antritt, wird einzig und allein am Wahlergebnis gemessen – nicht nur von Seiten der Medien, sondern auch von Seiten der Menschen , die man ansprechen will.
Das Wahlprojekt hatte keine Attraktivität für die angesprochenen Schichten und Milieus samt dahinter liegenden Klassen, weil es – wie wir glauben – ganz einfach nicht auf der Tagesordnung steht, zu kandidieren. Es geht heute ganz einfach nicht um Parteigründungen aus dem nichts, es geht nicht um basislose Wahlbündnisse. Und man wird das Gefühl nicht los, dass es den beteiligten Organisationen selbst nicht einmal darum geht, sondern mehr um den egoistischen Aufbau ihrer eigenen Parteien. Eines ist schon interessant: warum wollen die beteiligten Organisationen (vor allem SLP und LSR/ASt), die in Zeiten der Bewegung (gegen Blau-Schwarz 1999/2000) – wie im Übrigen auch die KPÖ, deren rituelles Antreten bei Wahlen wir in keinster Weise für sinnvoller halten – jede Diskussion über eine gemeinsame Organisierung vehement abgelehnt haben, in bewegungslosen Zeiten den Aufbau einer neuen Organisation? Ist es nicht so, dass all diese Organisationen von einer organisatorischen Zusammenfassung immer nur dann sprechen, wenn sie sie kontrollieren können?“ …