Entdinglichung

… alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist … (Marx)

Weitere Gedanken und Fragen zur gegenwärtigen Lage

Posted by entdinglichung - 5. Februar 2011

Fortsetzung von gestern:

Wie können Eckpunkte revolutionärer kommunistischer Programmatik aussehen, welche auf der Höhe der Zeit sind und in den gegenwärtigen und kommenden Auseinandersetzungen eine vorantreibende Rolle spielen können und sich nicht als blosses Nachbeten verstaubter Katechismem oder Selbstbestätigungen eigener theoretischer Reinheit (d.h. Sterilität) und Orthodoxie (Rechtgläubigkeit) erweisen, in wie weit kann mensch aus dem einen oder anderen Programm der Vergangenheit Anregungen schöpfen, inwieweit können die Leerstellen bisheriger revolutionärer Programme (so bezüglich der Fragen Ökologie und Patriarchat) ausgefüllt werden, kann beispielsweise Loren Goldner hier einige Anregungen geben?

5 Antworten to “Weitere Gedanken und Fragen zur gegenwärtigen Lage”

  1. JBT said

    Die Anregungen Loren Goldners sind übrigens in der Beilage der aktuellen Wildcat auf Deutsch übersetzt.

  2. Unzeit-gemäß said

    Der Artikel von Goldner zielt ja am Ende darauf ab, ob aus der Prekarisierung und Atomisierung der Arbeiterklasse (die ja augenscheinlich die Gewerkschaften in den alten Industrieländern geschwächt hat) langfristig auch was gutes erwachsen könnte (i. S. v. Radikalisierung, weniger konservativen Mentalitäten). Da würde ich sagen: Möglicherweise ja, aber nicht über den Weg radikalisierter ARBEITSkämpfe. Denn, zynisch gesprochen:

    Streiken ist relativer Luxus, denn ein Streik setzt einen gewissen Marktwert der Arbeitskraftbesitzer voraus. Wer dringenden Grund zur Revolte hätte, kann nicht streiken (die prekarisierten, atomisierten Hilfs/Zeit/Leiharbeiter sind leicht zu ersetzen und können bestenfalls den jeweiligen Sub“unternehmer“ schädigen, kaum die richtigen Kapitalisten), und wer streiken kann, tut dies ggf. eher aus einer zünftlerisch-berufsständischen Position heraus (bestenfalls verbunden mit einer neokeynesianischen Perspektive).

    Dies ist nicht erst seit dem neoliberalen Turn so. Auch in der Wirtschaftskrise 1929ff. zeigte sich der relative Konservatismus der noch halbswegs sicher beschäftigten in der SPD-Nähe und dem staatstragenden Verhalten der Gewerkschaften, während die KPD zur Partei der ohnmächtigen Wut des Arbeitslosen und Gelegenheitsarbeiter wurde. – Es stellt sich also generell die Frage, ob sich Arbeitskämpfe, die immer auch was mit marktbezogener Verhandlungsmacht zu tun haben, als Ausgangspunkt/Vorstufe der Revolution eignen.

    Auch die Betriebsbesetzung sehe ich skeptisch. Selbst wenn man die erfolgreich Klitsche des jeweiligen Sub-Ausbeuters besetzt, kann man allenfalls – wenn der Mutterkonzern einen weiter beschäftigt – den geringfügigen Zwischenprofit des Subunternehmers unter der Belegschaft aufteilen, konkurriert aber weiterhin mit anderen ausgelagerten Betrieben.

    Ich würde da eher auf den POLITISCHEN Druck (der „Straße“) setzen und darauf, dass sich in dem wieder anwachsenden Subproletariat der alten Industrieländer die Lebens- und Arbeitswelten von Alteingesessenen und Einwandern, von Männern und Frauen zunehmend angleichen.

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