Entdinglichung

… alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist … (Marx)

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Vermischtes

Posted by entdinglichung - 18. Februar 2010

1.) Mehr zum Antisemitismus innerhalb der Religious Right in den USA in dem Artikel Christians Rewrite the Holocaust von Bruce Wilson auf ZEEK (Hat tip to Talk to Action), hier ein Auszug:

„Who killed Europe’s Jews? Millions on the American evangelical right have grown up believing the culprits were liberals and leftists, homosexuals, evolutionists and atheists, occult worshipers and even Jews themselves. Enter Beck, stage right.

Broadcast on Fox, based on Jonah Golberg’s polemical book Liberal Fascism, Glenn Beck’s new one-hour documentary Revolutionary Holocaust argues Hitler and Nazism were liberal/left phenomena, with the following crackpot syllogism: Hitler killed millions, Stalin killed millions, Mao killed millions, ergo Nazism was an offshoot of communism. Illogical ? Historically incoherent? Yes, but it doesn’t have to make sense. Beck knows his audience.

Revolutionary Holocaust resonates with Fox viewers because it presents a secularized version of a religious narrative, developing for decades on the evangelical right, now deeply entrenched, which features a horrific historical inversion casting victims of Nazi persecution as themselves the perpetrators.“

2.) Ulrich Enderwitz nimmt sich in Dem Zins gezinstes Lob Über den schwierigen Umgang mit faschistischem „Gedankengut“ Gerhard Scheit vor (gefunden auf Trend):

„Scheits Artikel singt das Lob der Wertakkumulation und preist sie als die Mutter allen materiellen Fortschritts und universalen Impetus. Mit dieser These steht er nicht allein, und er hat für sie sowohl gute Gründe als auch glaubwürdige Mitstreiter. Auch Marx singt im Kommunistischen Manifest mit geradezu poetischer Inbrunst das Lob der bürgerlichen Wertakkumulierer und schreibt ihnen das Verdienst zu, die Enge und Beschränktheit der traditionellen Welt aufgebrochen zu haben und einer progressiven Entfaltung und universalen Verfassung des Menschengeschlechts den Weg zu bereiten. Allerdings ist das Marxsche Lob der Bourgeoisie erfüllt von tiefer Ironie: Die bürgerliche Klasse erbringt Marx zufolge ihre emanzipatorische Leistung wider Willen und quasi hinter dem eigenen Rücken, denn tatsächlich verfolgt sie zwanghaft eigensüchtige und entsprechend repressive Absichten, und wenn sie am Ende das Gegenteil ihrer egoistischen Zielsetzung bewirkt und sich dabei ihr eigenes Grab schaufelt, dann ist das die Ironie eines geschichtlichen Prozesses, der der zur List der Vernunft säkularisierten Vorsehung einer zum Gattungssubjekt naturalisierten übermenschlichen Macht gehorcht.

Von dieser qua List der Vernunft beschworenen Perspektive bleibt bei Scheit wenig übrig. Sie verliert sich teils zu einem bloßen, uneinlösbaren, weil durch das Wertakkumulationssystem jeweils bereits verspielten Potenzialis, also genauer gesagt, einem Irrealis oder, um einen anderen Antideutschen zu paraphrasieren, einer „Möglichkeit im Stande ihrer Unmöglichkeit“, teils erschöpft sie sich in dem von Scheit zutreffend als Eskapismus charakterisierten, vom herrschenden System selbst offen gelassenen Prospekt, sich durch falsche Versprechen und die Vortäuschung von systemkonformer Kreditwürdigkeit den ökonomischen Zwängen vorübergehend zu entziehen und eine Art von nomadischer Mobilität oder proteischer Freiheit innerhalb des Systems zu genießen.

Rückt die Empirie diese für einen Weltlauf, der zur kosmischen Konstellation erstarrt ist, maßgebenden Komponenten nicht freiwillig heraus, so müssen sie ihr mit interpretativer Entschiedenheit beziehungsweise revisionistischer Willkür entrissen werden. Ohne Rücksicht auf ökonomische und gesellschafts- oder geopolitische Plausibilität werden Gruppen, Regionen oder ganze Staaten in den Dienst an jener kosmischen Konstellation gepresst und als latent oder manifest perennierende Inkarnationen des faschistisch-bündischen Gegenspielers der liberalistisch-bürgerlichen Gesellschaft ausgemacht. Und ohne Rücksicht auf seine historische Stellung, seine politisch-soziale Verfassung und den geopolitischen Zusammenhang, in dem er steht, wird der Staat Israel als Fluchtburg der vom unverändert faschistischen Gegenspieler unverändert verfolgten Juden identifiziert, einer Fluchtburg, die im Rahmen jener kosmischen Konstellation als konsubstanzielles Pendant zur Hochburg der bürgerlichen Gesellschaft, zur Freiheit und Universalität verkörpernden demiurgischen Zinsmacht, zum als Garant eines bürgerlichen Lebens, das sich den Schrecken roher personaler Gewalt und nackten sozialen Zwangs zu entziehen vermag, firmierenden Bankenwesen erscheint und die in dieser Beziehung einer Sichtweise entspringt, die sich mit der obigen Formulierung als „negativer Antisemitismus“ charakterisieren lässt.

…“

3.) Analyse, Kritik & Aktion zu den Vergewaltigungen am Berliner Canisius-Kolleg:

„Im Interview mit radio eins spricht die Berliner Anwältin Manuela Groll über die Enttäuschungen ihrer Mandanten, die kein Vertrauen in die kirchliche Hierarchie und Aufarbeitungsstrukturen haben.

Das ist nicht sonderlich verwunderlich. Schließlich gab es bis auf die Abbitte des Jesuitenprovinzials Dartmann, Entschuldigungen und der stillen Aufarbeitung wenig Anlaß das eigene Versagen zu reflektieren. Die katholische Sexualmoral und das Schweigekartell im Klerus wurde nicht durchbrochen. Es reden wenige und verharmlosen viele. Die Diskussion in den katholischen Kreisen wird mal bewußt, mal unbewußt auf sexuellen Mißbrauch, Homophobie, eine sexualisierte und unmoralische Gesellschaft fokussiert oder als nicht signifikant – das heißt im Soziologendeutsch tendenziell irrelevant im Vergleich zum Rest der Gesellschaft – charakterisiert. Verdrängung, Abspaltung und Verharmlosung gehen hierbei ineinander über.“

4.) T-Gruppen-Spaltung Nr. 1: 60 Mitglieder, darunter John Rees und Lindsey German, die den Laden 2000-2009 gleitet haben, sind aus der kontinuierlich schrumpfenden Linksruck/Marx21-Mama-Organisation SWP ausgetreten, die Austrittserklärung gibt es hier, Diskussion zum Thema auf Splintered Sunrise, hier ein Auszug aus der „Erklärung der 60“, welcher in Anbetracht der Geschichte der AutorInnen ausserordentlich verlogen klingt:

„The use of disciplinary methods to ‘win’ arguments is completely foreign to the traditions to the SWP“

die grössten Kritiker der Elche waren früher selber welche

5.) T-Gruppen-Spaltung Nr. 2: Ebenfalls gespalten: die International Marxist Tendency (IMT), deren Banner in der BRD die Gruppe Der Funke schwenkt, der Weekly Worker berichtet:

„Now, however, the comrades have somewhat less to be cheerful about. In the last few weeks a long-running dispute between the IMT leadership and several national sections, overwhelmingly in the Spanish-speaking world, has apparently erupted into a full split, with the rebels calling themselves, with the left’s usual lack of lexical originality, the Corriente Marxista Revolucionaria (CMR – Revolutionary Marxist Current), also the name of the Venezuelan group.

This follows another recent split, during which the IMT lost almost half its Pakistani section after a dispute with former national assembly member Manzoor Ahmed led to him and his allies leaving the organisation. The IMT did not even acknowledge it had broken with Manzoor for another six months. (Manzoor, for his part, claimed to have taken far more members than acknowledged by the IMT group, whom he accuses of bumping up conference attendance figures by inviting and counting NGO activists in large numbers.)

The Pakistani section was, and remains, by some distance the largest in the IMT, and all the lost sections this time round in all likelihood do not add up arithmetically to the number of departed comrades in Pakistan. Yet among them are those in Spain and Venezuela – both flagship sections, and both larger than the British group, Socialist Appeal.“

6.) CPI(ML) Naxalbari on Brahmanism in India (auf Revolution in South Asia)

7.) Ein nettes Plakat zur Provokation italienischer Geschichtsrevisionisten:

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Olympia-Boykott 2010

Posted by entdinglichung - 18. Februar 2010

Auch dieses Jahr gibt es wieder ausreichend Gründe, die olympischen Spiele zu boykottieren bzw. die dortigen Wettkämpfe zu ignorieren, nachzulesen hier hier und hier:

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