Entdinglichung

… alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist … (Marx)

Ferndiagnose: Inhalte … oder wie die „Liste Links“ zum 23. Mal fast die Stupawahlen gewinnt

Posted by entdinglichung - 13. Dezember 2007

Die Uni Hamburg hat einiges zu bieten: Fachbereiche in Abwicklungen, an denen exotische Sprachen gelehrt werden, zwei von einem Ritterkreuzträger aus der NS-Wehrmacht gestiftete Flügel und die wohl langlebigste reformistische und institutionsverliebte Politsekte der Welt namens Liste Links. Und wie jedes Jahr stehen auch diesmal wieder die Wahlen zum liebevoll Stupa (nicht mit der ehemaligen Studentenkaufstätte – kurz Stuka – zu verwechseln) genannten Studierendenparlament an, welche die Liste Links zu gewinnen trachtet, um AStA an der Stelle des AStAs zu werden. Denn, glaubt mensch der Liste Links (was – abgesehen von einigen Jusos – wenige Menschen, zudem auch weniger Menschen als vor 10 Jahren tun), so ist die Realisierung humanistischer Hegemonie in der zivilgesellschaftlichen Institution AStA der Uni Hamburg der alleinige Schlüssel zur allumfassenden Heilung und Reinigung der Stadt (Hamburg) und des Erdenrundes von allem Bösen. Liste Links (der weiteren Öffentlichkeit durch ihre Bananen-Nummer auf dem PDS-Parteitag 2000 in Münster bekannt) sieht sich nämlich als Avantgarde im Weltmaßstab dank des inspirierten Sektenhäuptlings, eines belesenen Germanisten, welcher zuweilen Tucholsky, Thomas & Heinrich Mann in der richtigen Reihenfolge und manchmal gar (ohne jegliches Verständnis von der Materie) Marx und Brecht effektvoll zu rezitieren weiss und nach eigener Angabe mittels eines einzigen Tucholskyzitates einen ganzen Naziaufmarsch mitsamt der Handelskammer zu Hamburg in Furcht und Schrecken versetzt hat. Ausserdem ist Riste Rinks laut informierten BeobachterInnen und KennerInnen der Materie nicht nur im Besitz von Inhalten sondern auch fähig, diese real zu realisieren.

reine_leere


Zur Weihnachtszeit treiben zwei Dinge ehemalige Studierende der Geisteswissenschaften in die Hamburger Uni-Mensa, zum einen die Möglichkeit preisgünstig Gänsebraten nebst Rotkohl zu realisieren und zum anderen den alljährlichen Rundumschlag der Liste Links zur Konkurrenz bei den Stupawahlen zu lesen und dabei ZeugIn zu werden, wie die die Entwertung des eigenen kulturellen Kapitals fürchtenden Bildungsbürgerseelen Jahr für Jahr immer weniger über den Planeten Stupa hinausdenken können. Wo nun das Flugblatt verteilt ist, setzt die erste Phase des Projektes AStA-Eroberung ein, bestehend aus hektischen Aktivitäten, verbunden, mit der Annahme, dass mensch gemeinsam mit den tradierterweise Verbündeten wohl irgendwo zwischen 65% und 98% der Stimmen erhalten würde, weil mensch doch die Grundkontroverse benannt und eine Positionierungshilfe gegeben habe und jedes vernunftbegabte Wesen dies realisieren müsse. Wenn dann am Wahlabend doch nur – wie in den letzten Jahren üblich – unter 10% rumgekommen sind, setzt Phase Zwei ein: Liste Links & Co. versuchen die Mehrheit im Stupa mit einer Vorgehensweise, welche mensch mit den Worten „ich nerve und beleidige dich so lange bist du mir zustimmst“ zusammenfassen kann, zu überreden, doch einen Liste-Links-AStA zu wählen. Funktioniert auch dies – wie zumeist – nicht, so kommt Phase Drei zur Anwendung; bis zum nächsten Wahlgang greift mensch mit Witzen auf Fips-Asmussen-Niveau und homophoben Ausfällen die politischen GegnerInnen an. Wahrscheinlich wird sich daran auch in zehn Jahren nichts geändert haben … und mit revolutionärer, emanzipatorischer Politik haben die SPD-VersteherInnen und VerbalakrobatInnen der Liste Links wirklich nichsts zu tun, sondern stellt ein ernstes Hindernis für linke basis- und bewegungsorientiere Arbeit an der Hamburger Uni dar, welches – ebenso wie der amtierende AStA – beiseite geräumt gehört!

Eine Antwort to “Ferndiagnose: Inhalte … oder wie die „Liste Links“ zum 23. Mal fast die Stupawahlen gewinnt”

  1. […] von entdinglichung am 20. Mai 2009 Wie anderswo schon bemerkt ist der Verein zur Förderung und Pflege belesener GermanistInnen und ihrer Nöte die […]

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