Entdinglichung

… alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist … (Marx)

جورج حبش – George Habash (1926-2008)

Posted by entdinglichung - 28. Januar 2008

Mit George Habash – dem langjährigen Vorsitzenden der Popular Front for the Liberation of Palestine (PFLP) – starb vorgestern eine Person, welche wie fast niemand sonst die Probleme und Schwächen der palästinensischen Linken wie auch der Linken im gesamten Nahen Osten insgesamt verkörperte. Trotz der Hinwendung vom arabischen Nationalismus der Bewegung arabischer Nationalisten vor 1967 zu einer zumindest verbal marxistisch-leninistischen („guevaristischen“) Linie und damit verbunden der Forderung nach dem Sturz der reaktionären Regime in den arabischsprachigen Staaten, gelang es Habash und der PFLP nie, vollständig mit der Ideologie des Panarabismus zu brechen, welcher speziell nach 1989/91 auch wieder in seiner Organisation an Boden gewann. Auch liessen sich Habash und die PFLP desöfteren vor den Karren wechselnder, zuweilen als „progressiv“ bezeichneter arabischer bürgerlicher Staaten wie Syrien oder dem Irak spannen, ordneten die Klasseninteressen von ArbeiterInnen, Frauen, Flüchtlingen und armen BäuerInnen der „nationalen Sache“ und somit den arabischen Bourgeoisien unter und gingen trotz des verbal säkularistischen Anspruches vor allem nach 1993 Bündnisse mit reaktionären islamistischen Gruppierungen wie der Hamas und dem Jihad Islami ein. Auch die von der PFLP speziell in den späten 1960ern und den 1970ern angewandten Kampfmethoden – individueller Terror bis hin zu Selbstmordanschlägen, Flugzeugentführungen, etc. – sowie der zuweilen unter einer Schicht internationalistischer Parolen hervortretene Antisemitismus (wie im Zusammenhang mit der Flugzeugentführung 1976 nach Entebbe) liessen den Anspruch der PFLP, für einem demokratischen, säkulären (und zuweilen sozialistischen) Staat für Alle in Palästina zu kämpfen, wenig glaubhaft erscheinen und waren nicht geeignet, wie zuweilen beabsichtigt im israelischen Proletariat Anhang zu gewinnen. Bleibt anzumerken, dass in den 1970er Jahren die PFLP trotz jener schon damals sichtbaren und beispielsweise in Publikationen der GIM und der Proletarischen Front auch benannten Probleme, die palästinensische Lieblingsorganisation so mancher deutschen K-Gruppe (zum Verhältniss Kommunistischer Bund-PFLP, siehe beispielsweise in der Studie von Michael Steffen zur Geschichte KB (pdf-Datei) die Seiten 110-111) war. Und die Misere der Linken im Nahen Osten wird nur im Bruch mit panarabischem Nationalismus, Islamismus und Antisemitismus, mit einer intransigenten Haltung gegenüber den bürgerlichen Staaten und bürgerlichen politischen Strömungen der Region und einer jegliche Klassenkollaboration ablehnenden, internationalistischen und revolutionären Vorgehensweise zu überwinden sein.

Rote Fahne

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